Schortens Eigentlich soll es ja Unglück bringen, wenn die Braut ihr Hochzeitskleid selbst näht. Für jeden Nadelstich gibt es eine Träne, so sagt man. „Aber bei mir sind das dann eben Freudentränen“, sagt Daniela van Rijn (geborene Mühlena) strahlend. Denn die Schortenserin hat es tatsächlich getan: Sie hat ihr eigenes Brautkleid genäht – und sogar noch mehr.
„Wie das halt so anfängt“, beginnt Daniela van Rijn. „Schon als Kind war ich sehr kreativ, habe viel gebastelt und später eben auch angefangen, zu nähen“. Wirft man einen Blick in ihr Haus, ist dort viel Selbstgemachtes zu sehen: Gardinen, Tischläufer, Taschen. Auch ihren Kindern hat sie schon so einiges genäht. Schuhe, Mützen, Jacken oder Siggi, den Sitzsack – all das gehört in ihr Repertoire. „Es macht mir einfach Freude, wenn ich anderen damit eine Freude machen kann“, so die 38-Jährige.
Verrückte Idee
Dann, vor einigen Monaten, rückte ihr Hochzeitstag mit ihrem Verlobten Daniel „Dennis“ van Rijn immer näher – und sie brauchte natürlich ein Hochzeitskleid. „In meinem Kopf schwirrte schon länger die Idee, das Kleid selbst zu nähen. Aber ich dachte, das wäre eigentlich vollkommen verrückt. Zu verrückt.“ Doch als sie in verschiedenen Geschäften einfach nichts fand, was ihr gefiel, schien die Idee vom selbst entworfenen Brautkleid doch gar nicht mehr so abwegig. „Ich bekam den Gedanken einfach nicht aus dem Kopf. Also entwarf ich meinen eigenen Schnitt.“
Zunächst kaufte sie einen billigen Stoff und nähte zwei Probekleider. „Das erste Kleid sah total schlimm aus“, erinnert Daniela van Rijn lachend. Aber dann sah sie direkt am Kleid, was sie ändern könnte und hatte einige neue Ideen. „Außerdem stachelt es mich nur noch mehr an, wenn etwas schief geht.“
Für ihr endgültiges Brautkleid fuhr sie dann extra zu einer Stoffmesse, um hochwertigeren Satinstoff und Spitzen zu besorgen. Und dann ging es richtig los: zunächst nähte sie das Oberteil, sogar mit Corsage. „Außerdem nähte ich einige hunderte Perlen mit der Hand an das Kleid.“ Spätestens da konnte Daniela van Rijn dann nachvollziehen, warum Brautkleider oftmals so teuer sind.
Meterlange Stoffe
Danach war schließlich noch der Rock dran: dafür mussten mehrere Meter Stoff aneinander genäht werden, mitsamt Schleppe. „Aufwändig, aber es funktionierte alles. Und mit dem Ergebnis war ich sogar zufriedener, als ich dachte.“
Seit Mai arbeitete sie an dem Kleid, legte sogar zwei Wochenenden ein, an denen sie fast nichts anderes tat, als zu nähen. Und Anfang August war schließlich alles fertig. Wobei – war das wirklich schon alles?
Nein. Denn: „Einmal in dem Selbstmach-Strudel drin, kamen wir nicht mehr heraus“. Und so nähte sie noch Kleidung für die standesamtliche Trauung: ein Kleid für sich selbst sowie die Trachten ihrer Söhne und ihres Zukünftigen – friesische Lederhosen in blau-weiß-gestreiftem Muster und mit aufwendigen Strickereien mit dem neuen Familiennamen „Van Rijn“. Aus den Stoffresten ihres Brautkleides nähte sie zudem ein Kleid für ihr Patenkind. „Vollkommener Wahnsinn“, kommentiert die Braut-Tante Manuela Boudebous liebevoll. „Aber auch einfach nur toll.“
300 Stoffrosen
Ach ja: und die komplette Dekoration, mitsamt 300 selbst gemachter Stoffrosen sowie aufwendige Einladungskarten (sogar zweisprachig für die holländische Familie des Mannes) und Geschenke für die Gäste – all das und eigentlich auch noch mehr hat Daniela van Rijn mit Hilfe von Freunden auch noch selber hergestellt.
Ihr Mann hat zusätzlich die Bänke für die Gäste sowie einen Braut- und einen Bräutigam-Stuhl sowie Dekorationen selbst gebaut. Dafür verwendete er frisches Holz, das erst einmal getrocknet werden musste, bevor er alles passend zusammenbastelte.
Bei so viel Engagement und so viel Zusammenhalt des Paares steht eigentlich fest: Dieses Brautkleid kann gar kein Unglück bringen. „Sicher gibt es Menschen, die sich fragen: So viel Aufwand nur für einen einzigen Tag?“, weiß Daniela van Rijn. „Dabei behalten wir doch genau diesen Tag für den Rest unseres Lebens. Diesen Moment werden wir für immer in uns tragen.“
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