Foto: Ellen Liebner
Dieser begehbare Kleiderschrank hat erst vor Kurzem seine Türen geöffnet. Hier kann frau sich Kleider in den Größen 34-48 ausborgen. Alles fing mit ein paar guten Stücken an.
Von Elsa Middeke
erschienen am 07.12.2017
Plauen. Nein, in diesem Unterlosaer Wohnhaus vermutet man keinen Laden. Doch im Keller in Stephanie Davids Heim verbirgt sich ein etwa zehn Quadratmeter großer Raum mit großzügigem Spiegel, weichem Teppich, Sitzecke und zwei langen Ständern voller Kleider. "Nur Kleider" hat die 37-Jährige ihr Konzept genannt - und ist gespannt, ob Frauen es annehmen. Erste Anfragen hat sie schon.
Das Besondere: Jedes ihrer 60 Kleider kann nur geliehen werden, aber nicht gekauft. "In meinem Schrank haben sich Kleider angesammelt, die ich nicht mehr getragen habe", erzählt die geborene Greizerin. Das habe sie geärgert. Weggeben wollte David sie aber nicht und auch nicht für kleines Geld verschleudern. Da hatte sie eine Idee. "Wie oft sucht man ein Kleid für einen bestimmten Anlass, läuft quer durch die Stadt, bezahlt viel Geld und trägt es dann nur ein- oder zweimal?", fragt sie. "Es kann sich ja auch nicht jeder teure Kleider leisten." Sie stattdessen zu mieten sei da eine günstigere Lösung.
Ob Jugendweihe, Ball, Hochzeitsfeier oder auch ein 70. Geburtstag in einem edlen Lokal: Zielsicher greift David zwischen Pailletten, Spitze, Blumen, Tupfen, unifarbene Stoffe und Volants und schlägt drei passende Kleider vor: schwarz, weinrot und gemustert. Auch Kleiderpartys für Freundinnen, die in Ruhe miteinander stöbern und probieren möchten, bietet sie an. Reguläre Öffnungszeiten hat David nicht - sie zeigt ihre Schätze in dem Raum, den sie mit Hilfe ihres Lebenspartners hergerichtet hat, je nach Anfrage per Telefon oder über Facebook.
Über die Hälfte der Leihstücke hat sie online neu erstanden. "Jede Frau, egal welche Konfektionsgröße und welche Figur, soll sich in einem meiner Kleider schick und wohl fühlen", sagt die 37-Jährige, die schon immer gern Freundinnen bei Shopping-Touren beraten oder ihnen Kleider ausgeliehen hat.
Für 10-30 Euro sind ihre Stücke übers Wochenende zu vermieten - Reinigung inklusive. Mit jeder Kundin gibt's einen Vertrag. Darin ist auch geregelt, was mit einem Dress passiert, das bei der Rückgabe durch ein Malheur zum Beispiel Rotweinflecken oder einen Riss aufweist. Aufgrund der Nachfragen, verrät David, plant sie bald auch Kleider zu verkaufen - wahrscheinlich ist es ab Januar so weit.
"Nur Kleider - das bezieht sich nicht nur aufs Angebot", erklärt sie. Wie oft habe sie erlebt, dass die Augen einer Frau leuchten, wenn die passende Robe gefunden ist, und wie die Trägerin mit mehr Selbstbewusstsein aufblüht, sagt David: "Und das nur durch ein Kleid."
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