Offenbach - „Einen Raum schaffen, um Kulturen zusammenzubringen, die normalerweise nicht zusammenkommen und so aufeinander zugehen können“: Zwei Tage lang öffnete das interkulturelle Festival „Bieber Goes Africa“ am vergangenen Wochenende auf dem Gelände des TV Bieber die Tür zum afrikanischen Kontinent. Von Jan Schuba
Organisiert wurde dieses fröhliche Begegnungsfest von Birgit Zimmer im Auftrag des Amts für Kultur- und Sportmanagement. .
„Das gab es noch nie in Offenbach“, freute sich Afrika-Fan Birgit Zimmer über den Zulauf, der den Erfolg des erstmals stattfindenden Festivals schon am Samstag andeutete. Dafür, dass sie die Veranstaltung „für das erste Mal bewusst klein halten“ wollte, war allerdings schon eine Menge auf dem Festivalgelände los: Samstag und Sonntag wurde von früh bis spät mit einem farbenfrohen Programmreigen gefeiert.
Herzstück des Festivals bildete der afrikanische Markt, auf dem es allerlei Kostbarkeiten vom „Schwarzen Kontinent“ zu erstehen gab: Das reichte vom afrikanischen Essen über Cocktails und Wein aus Südafrika, Kunsthandwerk, handgefertigten Schmuck bis hin zu Stoffen und Kleidung.
Mode war ohnehin ein zentrales Thema: Bereits am Samstag wurde in zwei Modenschauen afrikanischer Style präsentiert. Zunächst zeigte Leah Olimpio von „Jambo Swagg African Wear“ Auszüge aus ihrer Kollektion, bei der sie „alten Sachen einen neuen Look“ gibt: Die in Kenia geborene und heute in Weiterstadt lebende Fremdsprachensekretärin verziert Hosen, T-Shirts und Pullover, oder auch Stuhlkissen mit afrikanischen Stoffen. An ihrem Stand auf dem Festival verkaufte sie darüber hinaus auch kleine Trommeln, Schmuck, Schuhe und Bilder – alles handgemacht.
In der zweiten Modenschau stellte Terry Kamau ihre kenianischen „Mavazi Tansi“ - „Pfauenkleider“ vor: Ihre Models zeigten auf der Bühne Kleider, Röcke und Hosen mit afrikanischen Drucken. Vor dreieinhalb Jahren begann die Kenianerin, die bei Alsfeld lebt, ihre handgearbeitete Mode zu entwerfen: „Damit möchte ich Deutsche motivieren, sich auch in bunten Farben zu kleiden.“
Ebenfalls auf dem Basar stellte Amiri Gunn, geboren in Togo, aufgewachsen in Frankreich und Deutschland, ihre „bunte, flippige und stylische Mode“ aus: Unter dem Label „G.Spot“ verleiht sie mit einer Mischung aus verschiedenen afrikanischen Stoffen Mode „eine andere Handschrift“.
Neben all dieser ausgefallenen Kleidung konnten sich die Besucher auch mit Hennatattoos verzieren lassen oder sich mit natürlichen, traditionellen Schönheitsprodukten aus Kakaobutter, Sheabutter und Baobaböl ausstatten. Für afrikanisches Essen war selbstverständlich auch gesorgt: Die Auswahl umfasste Spezialitäten aus Nigeria, Kenia, Äthiopien und Uganda.
Neben dem Markt bot „Bieber Goes Africa“ ein vielseitiges Kulturprogramm: Musikliebhaber konnten sich an beiden Nachmittagen zu Workshops anmelden, in denen ihnen afrikanische Trommeln nahegebracht wurden. Schon kurze Zeit später wurden die Ergebnisse auf der Festivalbühne im großen Trommelensemble präsentiert und mit Beifall quittiert.
Kämpferisch und aufregend ging es bei der Darbietung der kenianischen Massai-Tänzer zu, die vom Hanauer Verein „Rafiki’s am Main“ an beiden Tagen auf die Bühne geschickt wurden. Die vier Männer in stilechten Gewändern zeigten nicht nur ihre Tanzkunst und Massailieder, sondern erzählten in einem kleinen Theaterstück die Geschichte, wie aus einem Massai-Jungen ein echter Krieger wird. Am Sonntag standen auch Maskentänzer aus Nigeria auf der Rampe, die die Zuschauer mit beeindruckenden Masken und Kostümen in die Welt der westafrikanischen Geister und Mythen entführten.
Für den Samstagabend hatte Birgit Zimmer für das Festival eine waschechte Pop-Diva gewonnen: Me-Razor aus Nigeria stand mit 13 Jahren das erste Mal auf der Bühne, mit 15 hatte sie ihren ersten Plattenvertrag und wurde mittlerweile mehrfach ausgezeichnet. Ihre Bühnenshow mit heißem Afrobeat wurde zu einem echten Hingucker.
Ein Hingucker anderer Art war die Open-Air-Vorführung der französischen Culture-Clash-Komödie „Ein Dorf sieht schwarz“. Abgerundet wurde der Samstag vom Livekonzert der „Riddim Posse“ in der Halle des TV Bieber: Ganz der karibischen Musik verschrieben, entwickelte die Band ihren ganz eigenen Stil.
Ihr persönlicher Favorit, wie Birgit Zimmer verriet, stand am Sonntag auf der Bühne: Der Senegalese Ibrahima „Ibo“ Ndoffene Ndiaye sorgte für Spaß mit seinem Programm „Schwarz drüber“. Wortgewandt und schlagfertig spielte der Comedian mit der deutschen Sprache – in saarländischem Dialekt. Sein Thema waren harte, aber herzliche sowie „schwarze, aber scherzliche“ Einblicke in europäische und afrikanische Alltagsrealitäten.
Sich begegnen, sich austauschen, miteinander feiern, tanzen und lachen: Wenn Organisatorin Birgit Zimmer vom „ersten Mal“ spricht, stehen die Chancen gut, dass „Bieber Goes Africa“ eines Tages eine Fortsetzung findet. Und das wäre auch erstrebenswert: Denn ein Festival, bei dem so viele Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft oder Hautfarbe, in einem fröhlichen Miteinander eine solche Lebensfreude versprühen, könnte man durchaus öfter feiern.
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