MAINZ - Die beiden Stammkunden von Claudia Plachetka haben ihre Wünsche schon telefonisch angekündigt: Smoking für die Fastnachtsbühne, wahrscheinlich Größe 52. Es dauert gerade mal gut zehn Minuten, bis die Herren die richtige Größe – es wird in einem Fall dann doch 56 – finden, den Mietvertrag unterschreiben und sich wieder verabschieden. Sie brauchen das edle Outfit, damit der eigene Smoking bei der Fastnachtssitzung im Januar in der Hülle bleiben kann, für den Notfall, man könne ja nie wissen...
Nicht alle Kunden sind so leicht zufriedenzustellen wie die beiden Fastnachter. Schließlich bietet Claudia Plachetka in ihrem Laden in der Mainzer Neustadt auch Braut- und Abendmode sowie Kostüme an. Vieles wird verliehen, manches auch verkauft. „Grundsätzlich sind die Herren aber unkomplizierter als die Frauen, bei ihnen muss es vor allem schnell gehen“, sagt die Inhaberin, die bereits seit 26 Jahren für so manchen schicken Auftritt sorgt. Plachetka machte sich selbstständig, als ihre Kinder klein waren und sie einen Job mit „exotischen Arbeitszeiten“ suchte. Auch zuvor war ihr Berufsleben abwechslungsreich: Drogistin, medizinisch-technische Assistentin und Betreiberin eines Kinderpartyservices. Plachetka mag es, dass sie in ihrem heutigen Job auf ganz unterschiedliche Menschen trifft. Und die erzählen meist gerne die Geschichte, warum sie ein kleines Schwarzes oder ein opulentes langes Buntes brauchen. Brautpaare, die sich nach der Hochzeit von ihrer Robe trennen, bringen oft Fotos mit, die auf einer großen Bilderwand gesammelt werden.
Apropos Brautkleid: Als Claudia Plachetka vor zweieinhalb Jahrzehnten den Laden übernahm, stieß sie im Fundus auf genau das Exemplar, das sie zu ihrer Hochzeit getragen hatte – damals auch als Leihkleid. Inzwischen hat es einen neuen Eigentümer. Eine Karriere, die viele Kleidungsstücke in dem Eckgeschäft – dem ehemaligen Mainzer Flaschenladen – machen: Auf dem Etikett steht häufig sowohl ein Verleih-Preis als auch ein Kaufpreis. Ein Kleid, das häufig auf Bällen getanzt hat, wird immer günstiger. Kostete es einst 389 Euro, ist es nach mehrfachen Einsätzen vielleicht schon für 149 Euro zu haben. Es gibt aber auch Lieblingsstücke, von denen sich Claudia Plachetka auf keinen Fall trennt: „Ich hänge an meinen Kleidern, insbesondere, wenn sie nicht Bestseller, sondern quasi Bestrenter sind“, sagt die 59-Jährige, die auch in der Mainzer Neustadt wohnt und in ihrer Freizeit gerne Sport macht, im Chor singt und im Kirchenvorstand der Christusgemeinde engagiert ist. Die Gründe seien vielfältig, warum Menschen Kleider leihen, statt sie zu kaufen, erzählt sie: „Manchmal wollen sie die Umwelt schonen, andere sind vielleicht zu einer ungewöhnlichen Motto-Party eingeladen, und wieder andere haben einfach keinen Platz im Kleiderschrank.“ Kommen Superman-Kostüm, Smoking oder Minikleid von einem Einsatz zurück, wäscht und bügelt Plachetka die Stücke selbst. „Und manchmal leiht sie derselbe Kunde sogar noch ein zweites oder drittes Mal aus“, erzählt sie.
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